Der ewige Wald
Endlos und geheimnisvoll ist der Elfenwald von Solan. Wie Mutterarme nimmt dich das Tannicht auf, nach hundert Schritten hat dich das Unterholz verschlungen. Vorbei an mächtigen Rottannen, deren Stamm sechs Männer nicht umfassen können, prachtvollen Ahronbäumen und vom Wetter gezeichnete Buchen, führt dein Weg, den deine Füsse wie von selbst wählen.
Knisternde Tannennadeln und raschelnde Farne verraten dir, daß du gehst, wo seid Jahren kein lebendes Wesen war und doch spürst du Atem und Herzpochen hinter jedem Baum, jedem Gesträuch, unter jedem Blatt. Altweibersommer weht dir klebrige Spinnenweben ins Gesicht, zweiflüglige Ahornsamen drehen sich wirbelnd zu Boden.
Der Urwald nimmt überhand. Mammutbäume, älter als deine Heimatstadt, liegen von Sturm, Blitz und Wurzelfrass gefällt, Hexenpilze, Baumschwämme, Farne, ja ganze Erlen gedeihen auf dem noch immer lebenden Stamm. Wo der Sturz eines solchen Riesen eine Lichtung gerissen hat, fällt Sommersonne warm auf deine Haut.
Diese Lichtung dient als Versammlungsplatz. Hier treffen Besucher, sofern sie den Weg gefunden haben, und Bewohner zusammen um sich zu unterhalten, zu lachen und zu singen. Wenn man aufmerksam ist, kann man zwischen den Bäumen die Elfen wandeln sehen, sich dabei leise unterhaltend. Eine leise Melodie scheint durch den Wald zu klingen und jeden Besucher in ihren Bann zu schlagen.
Zwischen den Stämmen und zwischen den Baumkronen sind vereinzelt Bahnen von leichten Tüchern gespannt, die vereinzelt fast ein Zelt ergeben. Obwohl die Tücher sehr dünn aussehen, sind sie doch in der Lage Regen und sogar Stürme abzuhalten.
In der Mitte der Lichtung brennt ein Lagerfeuer und auf diesem steht ein Kessel mit heissem Wasser. Ein Kräuterbeutel sowie genügend Becher stehen neben dem Feuer um den Gästen und den Bewohnern Labung zu schenken. Um das Feuer herum sind Felle ausgebreitet aber auch Liegen und Holzstümpfe laden zum sitzen ein. Auch um diesen Platz sind vereinzelt Tücher gespannt um Schutz zu bieten, allerdings nur in der kalten Jahreszeit.
Fingerlange Libellen sirren durch die Luft, Schmetterlinge tanzen über Seidelbast und Greifenschnabel, die Wollgrille zirpt liereizend im Riedgras. Ein milder Wind bringt den Hauch von Waldmeister, Harz und Liebeslust zu dir.
Wenn man von der Lichtung aus einem breiten Pfad folgt, kommt man an den "See der Unendlichkeit"
Und es hat wirklich den Anschein, wenn man an dem Ufer des Sees steht, dass dieser kein anderes Ufer erkennen lässt.
Doch ist es wirklich so?
Hier fanden zwei Seeelfen ihre neue Heimat
Espen, leise im Abendwind zitternd, umringen dunkle Waldteiche, auf denen gelbe und weisse Teichrosen mit quakenden Fröschen und magische Lotosblüten in allen Farben treiben.
Der Ruf eines Nachtkauzes erinnert dich, wie spät es geworden ist. In einer hohlen Blautanne kuschelst du dich in deinen Mantel, es erscheint dir wie ein Frevel Feuer zu machen, auf dem Teppich aus Tannennadeln.
Es gibt noch viele Orte im Elfenwald, jedoch sind diese für alle Besucher gesperrt. Doch vieleicht....vieleicht gewinnen die Menschen und die anderen Wesen eines Tages das Vertrauen der Elfen ohne sie zu hintergehen. Dann werden auch diese geheimen Orte für alle geöffnet.
Doch wann dies sein wird, vermögen noch nichtmal die Elfen zusagen. Denn was ist Zeit im Vergleich zur Ewigkeit...